Home Die Hexe Kaukau

4. Abenteuer auf dem Spiegelstern

5. Das Plakat

Der Rundflug mit der Schwebebahn war für Tricki und Tim ein eindrucksvolles Erlebnis. In etwa zweihundert Meter Höhe schebte die spiegelglatte Schebebahn über die Hauptstadt. Innen war die Bahn geräumig, von jedem Sitzplatz aus konnte man nach draußen sehen. Dies lag daran, weil die Spiegelwände Fenster waren, durch die man nicht hinein, aber hinaussehen konnte.
Kaum hatten sie nach Falo die Schwebebahn betreten, drehten sich alle Monitorköpfe nach ihnen um. Wie die Außerirdischen sie anstarrten! Aber niemand sprach mit ihnen, als wären sie durchsichtig oder ein Spiegel. Unbehaglich rutschte Tim auf seinem Sitz hin und her. Doch der herrliche Rundblick entschädigte sie voll und ganz.
Zweifellos war Glasnostella eine sehenswürdige Stadt, deren Spiegelglastürme und -brücken den blauen Himmel vielfach wiederspiegelten. Aus der Vogelperspektive sah man es deutlich, die Stadt war in unzählige, gleichgroße Bezirke aufgeteilt, die Pilze ähnelten. Dazwischen erstrecktem sich Grünflächen. Das Stadtbild wirkte aufgelockert und umweltfreundlich. Die einzelnen Stadtbezirke wurden im Minutentakt mit Schwebebahnen angeflogen. Aus diesem Grund herrschte ein reger Flugverkehr, der jedoch kaum störte, weil er fast geräuschlos war.

Summ! Summ! Summ!

Hier ist es furchtbar stickig.

Und kein einziges offenes Fenster.

Wie die Außerirdischen mich anglotzen. Oje, mir wird schlecht.

In seiner Not zupfte Tim am Arm des Roboters. "Du, Tricki?" "Ja?" Tim schluckte. "Mir ist schlecht", sagte er jämmerlich. Tricki blickte besorgt den Jungen an. Tims Gesicht sah blass aus. "Kein Wunder, die Luft ist verbraucht", stellte der Roboter fest. "Aber sie reicht für dich aus." Er nickte Tim aufmunternd zu. "Durchhalten, Junge."

Ruhig zog Tricki seinen Zauberstab aus der Seitenklappe. Er sprach:"Hokus pokus fidibus, schlechte Luft in Bahn und Bus. Murmel, murmel, murmel. Dreimal schwarze Katze. Tüte für die Tatze." Der Roboter griff in die Luft, und schon legte er Tim eine kleine blaue Plastiktüte in den Schoß. Tim bedankte sich mit einem schiefen Lächeln. Im schlimmsten Fall hätte er einen seiner umgehängten Turnschuhe genommen. Die Tüte war ihm natürlich lieber. Er spürte deutlich, wie ihn die anderen Fluggäste heimlich beobachteten. Ihn essen zu sehen, wäre für sie bestimmt eine Sensation gewesen. Diesen unschicklichen Vorgang rückwärts zu erleben, wäre wahrscheinlich das allerletzte. Tim schluckte gequält.

So kam es, dass Tim den Stadtrundflug gar nicht richtig genießen konnte, während der Roboter sich die ganze Zeit lebhaft mit Falo unterhielt. "Hoffentlich steigen wir bald aus", dachte Tim in seinem jämmerlichen Zustand.

Als er es kaum noch aushalten konnte, verließen sie an einer Haltestelle die Schwebebahn. Falo nutzte Tims Schwäche aus und stellte ihm beim Aussteigen ein Bein, so dass der Junge stolperte. Alle Monitorköpfe schienen zu lachen. Tim biß die Zähne zusammen. Kaum draußen, atmete er tief ein und aus. Mit beiden Beinen fest auf dem Boden und an der frischen Luft, fühlte er sich gleich viel besser. "Das hast du gut gemacht", lobte Tricki ihn. Tim steckte die kleine blaue Tüte in die Hosentasche und grinste. Um sie herum sah er viele Spiegel, und plötzlich bemerkte er in einem der Spiegel das Spiegelbild eines rotbackigen Apfels, der an einem Ast hing. Tims Kopf fuhr herum. Wo stand der Apfelbaum? Dort drüben bei dem Springbrunnen auf einer Grünfläche. Nichts konnte ihn halten. "Ich komme gleich!" rief Tim und rannte los. Was, wenn der Apfel eine Attrappe war? Er lief fast um sein Leben. Der Roboter hielt ihn nicht zurück.

Allein sich vorzustellen, in einen saftigen Apfel zu beißen, belebte den Jungen unwahrscheinlich. Erstaunte Monitorblicke folgten ihm. Doch er kümmerte sich nicht darum. Er erreichte den Apfelbaum. Zumindest die Blätter waren echt. Tim sprang in die Höhe und pflückte einen Apfel. Er biß in die Frucht. Köstlich! Seine Magenverstimmung war wie weggeblasen.

"Geht es dir wieder besser?" fragte Tricki verständnisvoll. "Ja!" Tim kaute froh. Falo betrachtete ihn wie ein exotisches Tier im Zoo. "Schmeckt gut", sagte Tim lässig. Dann studierte er mit Tricki eine Art Plakat, das auf einem Spiegel eingeblendet wurde. Dieses Plakat hatten sie während des Rundflugs öfters gesehen. "Was steht drauf?" fragte Tim neugierig.

Der Roboter übersetzte den Wortlaut des Plakats.

Jubilee-Cup Millennium1
7. Großes Golfturnier im Golfclub Spiegelhain am 8. Leo
Teilnahmebedingungen: alle Amateurgolfspieler - Der Gewinner hat einen Wunsch frei.
Wer verliert, muss 10 Tage Spiegel putzen.
Der Präsident: Theopani

"Da mache ich mit", rief Tricki voller Freude. "Ich bin auf Golfspielen programmiert."

Falo erschrak sichtbar. "Nein, nein!" warnter der Junge ihn aufgeregt.

"Ja, warum denn nicht?" wunderte sich der Roboter.

"Theopani gewinnt immer", berichtete Falo in Sorge. "Er gewinnt und gewinnt. Zu gefährlich."

"Das wollen wir doch mal sehen", meinte Tricki wenig beeindruckt. "Dieses Plakat ist unsere Chance. Der 8. Leo, das ist doch schon morgen. Falo, bist du so gut, und meldest mich online an."



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