Home Die Hexe Kaukau

3. Tim will zu den Außerirdischen

6. Ein Ausflug auf Nimmerwiedersehen

Als die Sonne aufging, setzte das Vogelgezwitscher im Garten ein. Tim lag zusammengekuschelt auf seiner Luftmatratze im Vorratskeller der Hexe Kaukau und schlief traumlos.
Da klopfte es laut gegen die Tür seines Gefängnisses. Zweimal drehte sich ein Schlüssel im Schloß, dann betrat der Roboter den Keller. Er schaltete das Licht ein und rüttelte Tim an der Schulter. "Aufstehen, Junge!" rief Tricki munter. "Wir wollen doch heute einen Ausflug machen."
Gähnend setzte Tim sich auf. Schlagartig fielen ihm die Ereignisses des vergangenen Tages ein, und er mußte lachen. Endlich war es soweit. Er würde an die Außerirdischen verkauft werden. Hurra!

Uaaah!

Hab' wie ein Murmeltier geschlafen.

Jetzt ein paar Erdnüsse wäre nicht schlecht.

Oder gibt's zum Frühstück Gummibärchen?

"Paß auf! Hier ist dein Rucksack", schärfte Tricki dem Jungen ein. "Die halbe Nacht habe ich gezaubert, um für dich die richtige Ausrüstung zusammenzubekommen." Der Roboter half Tim, den Rucksack umzuschnallen. "Halt dich ran", bat er Tim. "Die Hexe ist in Eile. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, heißt es wachsam sein."

Zu Tims großer Verwunderung zog Tricki ein Paar Handschellen aus seiner Seitenklappe. "Damit es echt wirkt, ketten wir uns an", sagte der Roboter freundlich. "Klack!" Schon schlossen sich die Handschellen um zwei Handgelenke. "Das ist ja wie im Krimi!" rief Tim begeistert. Willig folgte er dem Roboter aus dem Haus.

Die Hexe Kaukau saß bereits in ihrem Geländewagen. Der Motor lief schon, und sie klopfte ungeduldig auf das Lenkrad. "Geht es nicht ein bißchen schneller!" forderte sie den Roboter auf. Scharfäugig blickte sie Tim an. Das Kind selbst interessierte sie nicht, nur das Geld, das sie für ein Kind bekam.

Kaum saßen Tim und der Roboter aneinandergekettet hinten im Geländewagen, raste die Hexe los. Mit aufheulendem Motor flitzte sie die stille Distelstraße entlang, bog in die Nelkenstraße ein und erreichte bald die Hauptstraße, wo sie kräftig Gas gab. Tricki steckte Tim einen Kaugummi zu. Die beiden wurden auf dem Rücksitz ordentlich durcheinandergeschüttelt. Tim, seinen vollgepackten Rucksack auf den Knien, schaute mit glänzenden Augen auf die Häuserzeile, die an ihnen vorbeiflog.

Die Hexe Kaukau setzte ihre riesige Sonnenbrille auf, schaltete das Autoradio ein und genoß offensichtlich die halsbrecherische Fahrt zu dieser frühen Stunde. "Weißt du wohin, wohin die Wolken ziehen?" trällerte sie vergnügt.

"Wohin fahren wir?" fragte Tim im Flüsterton. Tricki raunte zurück: "Zu einem Kornfeld in der Nähe von Schwarzhausen. Dort landen die Außerirdischen. Das ist der Grund für die magischen Kreise im Kornfeld."

"Wirklich?" Tim bekam Glitzeraugen.

Sie jagten mit Höchstgeschwindigkeit über die Autobahn ohne eine Rast einzulegen. Als vor einer Baustelle der Verkehr sich staute, bekam die Hexe einen Wutanfall. Ärgerlich trat sie auf die Bremse. "Diese Blödmänner!" schimpfte sie gehässig, als sie im Schrittempo an einem Bautrupp vorbeizuckelten. Die braungebrannten Bauarbeiter deuteten auf den Roboter im Wagen und grinsten breit. "Was steht ihr hier herum und trödelt", giftete die Hexe aufgebracht. "Fürs Herumlungern gibt's kein Geld." Wenn sie es eilig hatte, war bei ihr Vorsicht geraten.

Bei der Ausfahrt Wolflingen verließen sie die Autobahn. Bald ging es über Stock und Stein einen schmalen Feldweg entlang immer geradeaus, bis sie die ersten Kornfelder erreichten.

"Wir werden doch nicht zu spät sein", sorgte die Hexe sich. "Der blöde Stau hat uns aufgehalten."

Sie starrten in den Himmel, der wolkenlos und klar war. Eine Feldlerche tirilierte über ihnen ihr Morgenlied. "Halt die Klappe, ich höre ja gar nichts!" schimpfte die Hexe Kaukau den Vogel aus.

Kurz darauf erklang ein hohes Sirren in der Ferne, das anschwoll. Tim biß sich vor Aufregung in die Hand. Das mußten die Außerirdischen sein!

"Sie kommen", freute die Hexe sich. "Diesmal schickt Toulani den Einkäufer Beutani." Das hohe Sirren verwandelte sich in ein bedrohliches Summen.

"Da ist es!" rief Tricki, der die besten Augen hatte. Tatsächlich! Über ihnen tauchte ein riesengroßer funkelnder Eiswürfel auf, der bei näherem Hinsehen ein kantiges Raumschiff war. Die Außenwände bestanden aus Spiegeln, so dass der Würfel für ein menschliches Auge unerträglich glitzerte und blendete. Die Hexe Kaukau verengte die gefährlich funkelnden Stachelbeeraugen hinter ihrer Sonnenbrille zu schmalen Schlitzen. Tim schützte seine Augen mit der freien linken Hand. Zu dumm, dass er das Raumschiff nicht richtig sehen, sondern nur hören konnte.

Müssen diese Außerirdischen immer so blenden!

"Auf Tricki! Nimm den Jungen und folge mir. Es muss alles wie am Schnürchen klappen," befahl die Hexe Kaukau und winkte majestätisch der Besatzung des Raumschiffes zu.



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