Home Die Hexe Kaukau

1. Trickis Trick

6. Ein Roboter geht Kinder fangen

Und wieder seufzte Tricki tief auf, als er den Staubsauger in den Besenschrank zurückstellte. Den ganzen Morgen hatte er fleißig für die Hexe Kaukau gearbeitet. Die Liste war lang gewesen: Straße kehren, Pfirsichmarmelade einkochen, Blumen gießen, Mülleimer putzen, Totenkopfsammlung polieren, Staubwischen und Staubsaugen.
Jetzt war es elf Uhr, und der Roboter hoffte, vor dem Mittagessen ein wenig nach draußen gehen zu dürfen."Sieh an, die Außerirdischen haben eine neue Homepage!" rief die Hexe Kaukau erstaunt aus.
Sie saß im Keller vor ihrem Computer, umgeben von zahlreichen Andenken. An der Decke hingen ausgestopfte Fledermäuse und zerschlissene Vampirumhänge, in einem Regel standen rubinrote Zaubertrankgefäße und in der Ecke ausgediente Hexenbesen. Zauberstäbe und Kochrezepte lagen zwischen Papieren. Zerfledderte, in Schweinsleder gebundene Zauberbücher türmten sich auf einem Tisch. Tricki schaute vorsichtig zur Tür herein und fragte höflich: "Ich bin fertig mit der Arbeit. Darf ich Kinder fangen gehen?"

Hihihihi!

Die Preise für Kinder gehen tüchtig in die Höhe. Hihihi!

Was, Zwillinge bekommen nur eine magere Prämie!

Diese Außerirdischen sind doch von allen guten Geistern verlassen.

"Aber ja!" erwiderte die Hexe Kaukau hocherfreut. "Die Preise für Kinder steigen. Zu dumm, jetzt sind Sommerferien. Du mußt dich beeilen mit dem Kinderfangen. Die meisten Kinder verreisen mit ihren Eltern nach Pusemuckel oder sonstwo hin, und wir gucken in die Röhre. Also hopp, hopp! Ich will endlich Ergebnisse sehen." "Ja, Herrin." Tricki beeilet sich, nach draußen zu kommen. Er hörte die Nachbarskinder im Garten spielten und schaute über die Hecke.

"Oh, Tricki ist da!" rief Biggi sogleich. "Spielen wir fangen?" "Gut, wenn ich euch fangen darf", sagte der Roboter vergnügt. "Kommt doch rüber. Hier ist mehr Platz. Ich fange euch und stecke euch in einen Sack. Das wird lustig."

"Mich kriegst du nicht", meinte Alex überzeugt. Doch seine Schwester Simone rief: "Das glaubst du. Tricki ist sehr schnell." "Ich gebe euch einen gehörigen Vorsprung", meinte der Roboter freundlich. Er hob Biggi über die Hecke. "Lauf!" forderte er das kleine Mädchen auf. "Ich zähle bis zehn, dann fange ich euch."

So kam es, dass die Hexe Kaukau erfreut feststellte "Aha, er jagt die Nachbarskinder", als sie aus dem Fenster schaute und Tricki hinter Alex herlaufen sah. Es entstand ein großes Geschrei. Dann beobachtete sie, wie Tricki einen vollen Sack in den Gartenschuppen schleppte und die Tür zuknallte. "Der Kerl ist sein Geld wert", sparte die Hexe Kaukau nicht mit Lob. Vor Freude klatschte sie in die Hände, übersah dabei ihren Seeigelkaktus auf dem Fensterbrett und kreischte: "Autsch!" Doch der Schmerz ließ sie kalt, weil ihre Vorfreude auf ein kostbares Kind größer war.

Tricki schloss die Tür des Geräteschuppens wieder auf. "Du kannst rauskommen", forderte er Alex auf. Der Junge blickte trotzig. Er hatte sich nicht gerne fangen lassen. Doch dann bot der Roboter ihm an, den Trick mit dem Schlüssel zu verraten, und schon war aller Ärger vergessen. "Paßt gut auf", sagte Tricki zu den drei Kindern. "Ihr dürft mich im Schuppen einschließen, und ich zeige euch, wie mann sich befreit." "Geht denn das?" fragte Simone erstaunt. "Aber ja", erklärte Tricki vergnügt. "Ihr braucht dafür nur eine Zeitung und eine Schere."

Triumphierend schloß Alex den Geräteschuppen ab. So, jetzt war Tricki eingesperrt. Ob er sich wirklich befreien konnte? "Wir helfen dir, falls du es nicht schaffst", versprach Biggi mitleidig. Tricki im Schuppen freute sich.

"Alle herschauen!" rief Tricki den Geschwistern zu. "Zuerst schiebe ich die Zeitung unter der Tür durch. Mit der Schere bohre ich ins Schlüsselloch und drücke gegen den Schlüssel. Und siehe da, der Schlüssel fällt auf die Zeitung. Vorsichtig ziehe ich die Zeitung unter der Tür durch. Und schon habe ich den Schlüssel."

Die Kinder hörten ein Klicken im Schloß. Die Schuppentür sprang auf und Tricki marschierte nach draußen.

"Voll cool", bewunderte Alex den Roboter. "Das möchte ich auch mal ausprobieren."

"Nur zu", erwiderte Tricki. "Dieser Trick ist ganz leicht."

"Wie viele Kinder hast du geschnappt?" fragte die Hexe Kaukau erwartungsvoll, als an diesem Mittag der Roboter nach Hause kam.

"Oje!" jammerte Tricki. "Ich hatte ein Kind, und dann hat dieser Bengel mit der Schere den Sack aufgeschnitten und ist entkommen." "Was!!!" zeterte die Hexe Kaukau. "Du läßt ein Kind entwischen. Bist du nicht ganz gescheit? Wie konnte denn das passieren?" "Ich hatte ein Kind im Sack. In der Eile habe ich den Sack im Schuppen abgestellt, damit ich das nächste Kind fangen konnte. Dummerweise sind die anderen Kinder weg gewesen. Und als ich zum Schuppen zurückkam, war der Sack aufgeschnitten", berichtete Tricki.

"Dann pass in Zukunft besser auf", schimpfte die Hexe Kaukau. Wütend schob sie den Roboter in die Küche . "Koch mir sofort eine Haferschleimsuppe mit viel Rum und Paprika," befahl sie barsch. "Wenn ich mich so ärgern muss, kriege ich Magenschmerzen. Und das alles wegen dir!"

"Ja, Herrin", erwiderte Tricki eifrig. "Welchen Nachtisch soll ich machen?" "Brommbeereis mit Stachelbeeren", verlangte die Hexe unwirsch.

Dieser Roboter nervt mich!

"Ich warne dich, Tricki. Ich bin sehr, sehr ärgerlich. Wenn du das nächste Mal kein Kind gefangen hast, gibt es nicht nur Hausarrest, sondern eine Rückfahrkarte in die Roboterfabrik."



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