10. Die Flucht Herr Petermann sitzt in seinem Büro am Schreibtisch. Mit flinken Fingern gibt er eine Zahlenkolonne in den Taschenrechner ein, um die Gewinnspanne zu berechen. Plötzlich fühlt er sich beobachtet.
Er blickt auf und erstarrt. Eine hochaufgerichtete grüne Schlange befindet sich mitten im Raum. Sie versucht, ihn zu hypnotisieren. Er traut sich nicht, laut zu atmen.
Gleichzeitig läutet eine Glocke auf dem Fabrikgelände Sturm. Das ist das verabredete Zeichen! Die meisten Kinder laufen zum Bahndamm und beobachten erwartungsvoll die Gleise. "Wann kommt denn der Zug?" fragt ein kleiner Junge aufgeregt. "Paß auf! Gleich saust er um die Kurve", sagt Steffi, die mit dem Panterjungen Blau an der Spitze steht. "Der Lokomotivführer wird sein blaues Wunder erleben." "Besser, sein rotes", korrigiert ein Mädchen. Sie lachen vergnügt. "Hoffentlich macht Grün seine Sache gut", denkt Steffi und schaut zu der entfernten Signalanlage. Die Dämmerung beginnt. Es ist schwierig, etwas genau zu sehen. In diesem Augenblick wechseln die zwei Signale von grün auf rot. "Hurra!" jubeln die Kinder. "Bald sind wir zu Hause."
Grün und Gelb sind auf den Mast der Signalanlage geklettert und halten rote Glasscheiben vor die grüngeschalteten Signallampen, so dass der Lokomotivführer glauben muss, keine freie Fahrt zu haben. "Er wird doch anhalten?" keucht Grün auf seinem Posten. "Vermutlich ja", meint Gelb ebenfalls außer Atem.
Da kommt der Schnellzug angedonnert, verlangsamt sein Tempo und hält mit quietschenden Rädern auf freier Strecke. "Was ist denn los?" schwirren Stimmen. Der Schaffner öffnet ein Fenster, steckt den Kopf heraus.
"Herrgott! Alles Kinder!" ruft er erschrocken. "Wo kommen die denn her?" Blau, der sich in der Elektronik auskennt, hat inzwischen eine Zugtür aufbekommen. "Hinein mit euch!" fordert er die Kinder auf, die sich das nicht zweimal sagen lassen. Als letzte klettert Steffi in den Zug. "Danke! Und sag Grün, ich schreibe ihm, sobald es geht, eine E-Mail!" Sie winkt Blau zu. Der Panterjunge nickt aufmunternd. Die Signale schalten auf grün zurück. "Na, endlich", brummt der Zugführer. Mit zunehmender Geschwindigkeit fährt der Schnellzug in den dämmrigen Herbstabend davon. Die drei Panterjungen winken noch lange hinter dem Zug her. "Tschüß Steffi! Viel Glück!" ruft Grün. Seine Worte verschluckt der Wind.
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