64. Lukas besucht den Schuldirektor
Jeden Montagmorgen belieferte Lukas die höhere Lehranstalt Proxy mit frischem Obst und Gemüse.
Diesmal erschien der Friedhofsgärtner in einem vornehmen grauen Anzug, so dass Sergej, der ihn auf den Lieferfahrten begleitete und bereits im Bob saß, überrascht fragte: "Was ist los?"
"Ich mache einen Besuch beim Schuldirektor", erklärte Lukas ernst. "Neun Kinder, die kein ordentliches Zuhause haben, brauchen jede Menge Unterstützung. Meine Tochter Lilli war mit Tom
befreundet, bevor wir sie verloren." Er stieg in den roten Luftkissenbob, der mit Obst- und Gemüsekisten voll beladen war, setzte sich den Helm auf und startete den Bob.
Duro kam aufgeregt angerannt und rief: "Darf ich mitfahren?" Der Friedhofsgärtner nickte. "Wenn du mir versprichst, dass du Sergej hilfst."
"Klar." Schnell kletterte der Junge in den Bob und ließ sich von Sergej einen Schutzhelm geben. Bald erreichten sie den Lieferanteneingang der Schule, wo sie bereits von zwei Küchenhilfen erwartet wurden.
Lukas erteilte kurz Anweisungen, bevor er sich auf den Weg zum Schulsekretariat machte. Die Sekretärin begrüßte ihn mit einem strahlenden Lächeln. "Was für ein seltener Besuch, Herr Miller. Haben wir vielleicht
vergessen, eine Rechnung zu bezahlen?" sagte sie in einem scherzhaften Ton. "Nein, nein. Alles in Ordnung", erwiderte Lukas. "Da bin ich aber froh. Ihre Zucchini schmecken einfach köstlich. Da möchte
ich nicht drauf verzichten." Dann meldete die Sekretärin ihn beim Schuldirektor an. Sogleich wurde die Tür aufgerissen und Tom West bat Lukas herein.
"Hallo Lukas! Was führt dich heute zu mir? Übrigens dein Schützling Aleksandr Dimitrov entwickelt sich zu einem guten Schüler."
"Deswegen habe ich ihn ja auch vorgeschlagen", meinte Lukas trocken.
Die beiden Männer sprachen über dies und jenes. Schließlich erklärte Lukas ihm den eigentlichen Grund für seinen Besuch. Während der junge Mann aufmerksam zuhörte, wechselte sein Gesichtsausdruck von heiter zu ernst.
Der Friedhofsgärtner schilderte ihm mit knappen Worten die schwierige Situation der neun Kinder, erläuterte den Plan der vier Freunde, eine Hilfsaktion im Rahmen des sozialen Projektes der Schule
vorzuschlagen und beendete seinen Bericht mit den Worten: "Seit zig Jahren haben wir Probleme mit der Verbotenen Zone und nichts hat sich geändert."
"Die Verbotene Zone ist ein Schandfleck, der die internationalen Menschenrechte aufs Übelste verletzt", meinte der Schuldirektor mit Sorgenfalten auf der Stirn. "Ich komme mit und sehe mir die Kinder mal an."
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