47. Aleks und Albert sprechen sich aus
Am nächsten Morgen traf sich Aleks mit dem Roboterjungen Albert in der alten Scheune, um seine Sprachkenntnisse in Esperanto zu verbessern. Lukas hatte ihn, wie versprochen, für die Eignungsprüfung der höheren Lehranstalt
Proxy angemeldet. Schon am Mittwoch sollte die Prüfung stattfinden, die sicherlich besonders schwer sein würde. Sein Bruder Sergej war froh, bei Lukas eine Mondgärtnereilehre zu beginnen und nicht vor strengem Lehrpersonal in
einer Sonderprüfung sein Schulwissen unter Beweis stellen zu müssen. "Ob ich die Prüfung schaffe, weiß ich nicht", meinte Aleks, von schweren Zweifeln geplagt. "Du bist so begabt", versuchte seine Mutter, ihm Mut zu machen.
Auch sein Vater unterstützte ihn, indem er sagte: " Das ist die Chance für dich. Wir könnten nie das Schulgeld bezahlen. Lukas hat recht, bei deiner Begabung kommst du für einen Freiplatz in Frage." Aleks glaubte nicht an seinen
Erfolg, wollte sich aber trotzdem möglichst gut auf die Prüfung vorbereiten.
Nachdem die beiden Freunde eine Stunde fließend esperanto gesprochen hatten, legten sie eine Pause ein. Sie machten es sich auf einem Stapel leerer Kartoffelsäcke gemütlich. Das Scheunentor wurde aufgestoßen, und der graue Wolf
Pax sprang auf sie zu. "He, wo bist du gewesen? Du hast ja Spinnweben an der Schnauze", sagte Aleks zu Pax, der freudig wedelte.
"Warst du vielleicht im Keller?" Der Roboterjunge streichelte den Kopf des Tieres. Nach einer Pause sagte er: "Du Aleks, darf ich dich etwas fragen?"
"Ja klar." "Also, als Feli sich wunderte, wieso du ihr Passwort kennst, hast du gesagt, man müßte sich in Telepathie auskennen."
Jetzt wurde Aleks rot im Gesicht. "Weißt du, ich fühlte mich in die Enge getrieben und habe gelogen", gestand er ihm.
"Und wie bist du an das Passwort gekommen?"
"Nun ja", Aleks räusperte sich verlegen. "Du glaubst gar nicht, zu was man fähig ist, wenn man in der Verbotenen Zone wohnt. Ich habe den Papierkorb im Studio durchgesucht und bin dabei zufällig auf Felis Passwort gestoßen.
Es stand als kleine Notiz auf einer weggeworfenen Papierkopie."
"Passwort und PC sind gekoppelt. Woher wußtest du, dass es Felis Passwort ist?"
"Weil ich das Passwort an allen Computern ausprobiert habe", berichtete Aleks und schaute beschämt.
Albert nickte. "Das ist des Rätsels Lösung!"
"Du Albert, darf ich dich etwas fragen?"
"Natürlich." Der Roboterjunge setzte sich gerade hin.
"Was habt ihr im Monstergang erlebt, als du mit meinem Bruder mitgegangen bist?"
"Eine seltsame Geschichte ist das", sagte Albert nachdenklich. "Sergej ging wie ein Roboter, anders kann ich es nicht beschreiben, immer geradeaus in den dunklen Gang hinein. Dann setzte sich eine Lichtschranke in Betrieb.
Plötzlich grelles lilafarbenes Scheinwerferlicht, laute Musik und lautes Lachen."
"Lachen?" fragte Aleks erstaunt.
"Nun ja, Lachen aus versteckten Lautsprechern. Andauernd dröhnten uns Songs in die Ohren. Die Texte habe ich mir gemerkt. We are the monsters. It's my day. I have a mask. Here I hight. We drinking light. Sofort veränderte
Sergej seine Haltung. Er setzte sich die Monstermaske auf und ging mit erhobenem Kopf wie ein Soldat weiter. Mir war klar, er steuerte auf ein Ziel zu."
Aleks atmete schwer aus. "Was für ein Ziel?"
"In einer Nische des Gangs war so etwas wie ein Altar und darauf lag eine flache schwarze Flasche."
"So eine Flasche, wie Sergej sie bei sich hatte?"
"Genau. Anscheinend war Sergejs Flasche leer, und mir wurde klar, diese neue Flasche sollte die alte ersetzen."
Die beiden Freunde sahen sich schweigend an.
Nach einer Weile fuhr Albert fort: "Sergej griff nach der Flasche auf dem Altar, setzte sie an die Lippen und - stell dir vor! - die Flasche war leer. Jemand vor ihm hatte sie ausgetrunken."
"Und dann seid ihr zurückgekommen?"
"Ja. Der Gang führte wie eine Schleife zum Ausgang zurück. Dein Bruder war tief enttäuscht, man kann schon sagen verzweifelt und völlig am Ende."
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