2. Der rote Ball
5. Simones Abenteuer
Mit einem unguten Gefühl im Nacken stieg Simone die fremde Kellertreppe hinunter und schaute sich unsicher um. Sie stand in einem dunklen Kellergang. Es roch nach Kartoffeln, Zwiebeln und Kräutern. Am Ende des Ganges war eine geöffnete Tür zu sehen.
Welche Überraschung sich wohl Tricki für sie ausgedacht hatte? Neugierig näherte sie sich der Tür. Dahinter lag ein halbdunkler Kellerraum. Das mußte der Vorratskeller sein, in dem die Überraschung auf sie wartete.
Kaum hatte Simone den Vorratskeller der Hexe betreten, schlug - klapp! - hinter ihr die Tür zu. Ein Schlüssel drehte sich im Schloß, dann ein zweiter, der zu einem Vorhängeschloß gehörte.
Poch, poch, poch, poch! He! Lass mich raus! Bist du das, Tricki? Was soll das? Leise Schritte entfernten sich. Stille herrschte ringsum. Simone stemmte die Hände in die Hüften. Sollte sie hereingelegt worden sein? Dazu bedurfte es aber mehr, als sie in einen Keller zu schicken. Außerdem waren alle Reihenhäuser gleich gebaut. Gerade als sie in Gedanken diesen Keller mit dem Keller ihrer Elten verglich, klopfte es laut gegen die Kellertür. "Ist da ein Kind drin?" krächzte eine Stimme. "Ja", rief Simone erleichtert. "Gut, dann spielt man ruhig weiter. Hihihi!" "Halt! Ich will raus!" rief Simone der Person hinterher, die sich schnell entfernte. Das mußte Frau Schlunze gewesen sein. War die Nachbarin wirklich dermaßen zerstreut oder täuschte sie das vor? Simone reckte den Kopf. Nun, es gab ja noch ein Fenster, durch das sie diesen Keller verlassen konnte, wenn es auch sehr hoch lag. Ein Königreich für eine Leiter! Plötzlich ertönte ein melodisches Läuten hinter den Paprikagläsern im Regal. Das Mädchen schob erstaunt die Gläser beiseite und entdeckte ein Handy. "Na so was!" Schnell griff Simone nach dem Handy und nahm das Gespräch entgegen.
"Ich bin's! Na, wie gefällt dir's im Gruselkeller?", hörte sie ihren Bruder fragen. "Du bist das? Woher hast du das Handy?" Alex lachte. "Ich vertrete Tricki", erklärte er seiner Schwester mit wichtiger Stimme. "Wenn du schön brav bist, verrate ich dir, wie du aus deinem Gefängnis herauskommen kannst." "Hallo, Simone!" plapperte Biggi dazwischen. "Das ist vielleicht lustig! Tricki hat extra eine Strickleiter für dich besorgt. Ist das nicht eine super Überraschung?"
"Hältst du endlich deine Klappe", fuhr Alex dazwischen, weil Biggi alles vorzeitig verraten hatte. Simone atmete tief auf. "Wo ist die Strickleiter?" bestürmte sie ihren Bruder. Aus diesem Keller wollte sie so schnell wie möglich heraus.
"Alles der Reihe nach", ließ Alex sie zappeln. "Erst müssen wir ein paar Dinge klären. Ich sage dir, wo die Strickleiter ist, wenn du mir sagst, wo du das Tim-und-Struppi-Video versteckt hast." "Das ist Erpressung", protestierte Simone. "Ich habe das Video hinter dem Papierkorb in der Ecke gesehen", verriet Biggi unbekümmert. "Warum fragst du nicht mich, Alex." "Bist du still!" zischte Simone. Kleine Schwestern konnten furchtbar nerven. "Biggi hat recht", gab Simone nach. "Jetzt bist du an der Reihe. Wie komme ich hier raus?"
"Ganz einfach", verriet Alex ihr. "Das Kellerfenster liegt zwar sehr hoch, ist aber nur angelehnt. Ich lasse gleich die Strickleiter zu dir herunter."
"Nun mach' schon!" drängte Simone ihren Bruder. "Ich habe keine Lust, hier zu verstauben."
Jetzt ging alles sehr schnell. Von außen wurde das Kellerfenster aufgestoßen und eine Strickleiter fiel herab. "Habt ihr die Leiter richtig festgemacht?" fragte Simone vorsichtshalber ihre Geschwister, bevor sie mit dem Hinaufklettern begann.
"Klar doch", versicherte ihr Bruder, der durch den Kellerfensterschacht zu ihr hinunterspähte und grinste. "Ich hab' den Rasenmäher genommen."
"Bist du noch zu retten!" jammerte Simone. "Der Rasenmäher ist ungeeignet. Nimm was besseres!"
"Was denn?" wollte Alex wissen. "Nimm das Schachtgitter", befahl das Mädchen, "und beeile dich." "Das ist ein richtiges Abenteuer" freute Biggi sich. "Und alles ist Trickis Idee." Als Simone dann die Strickleiter hinaufgeklettert war und sich durch den Schacht des Kellerfensters gequetscht hatte, war sie zwar erhitzt und verstaubt, aber froh über ihre gelungene Befreiung.
Was hatte der Roboter für ausgeklügelte Ideen! Die Kinder rollten die Strickleiter zusammen und trugen sie mit den Handys in den Gartenschuppen.
Das war also Trickis Überraschung!
"Seht mal, Papa ist da!" rief Biggi und strahlte. Rasch kletterten die drei Geschwister über die Hecke und begrüßten fröhlich ihren Vater.
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