9. Ausgerechnet Esperanto
"Ohhh!" stießen Feli und Lena überrascht aus. Alles nur Mögliche hatten sie in Alberts Sarg erwartet, ein gruseliges Gerippe, einen schlafenden Zombie, einen grinsenden Totenkopf
oder nur gähnende Leere, aber nicht einen Roboter. Und dieser Roboter sah auch noch wie ein Junge aus.
Da lag er im Sarg, unbeweglich, die Augen geschlossen. Kopf, Rumpf, Beine, Arme, Füße bestanden aus honiggelbem Metall. Der ganze Roboter glänzte geheimnisvoll im gleißenden
Licht ihres Handys und schien wie neu zu sein. Das mußte Albert sein.
"Was für ein außergewöhnliches Geschenk!" meinte Lena hell begeistert. "Hallo Albert! Wie kriegen wir dich wach?"
"Siehst du den Knopf auf der linken Brust? Bestimmt schaltet man ihn damit ein", vermutete Feli. Schon hatte sie mit dem Zeigefinger auf den Knopf gedrückt. In der nächsten Sekunde leuchtete
der Schaltknopf zuerst rot, dann grün. Plötzlich schlug Albert die Augen auf - er hatte lange metallene Augenwimpern - und blickte sie an. Seine zimtbraunen Augen schauten freundlich und
sehr klug.
"Hallo Albert!" rief Lena vorlaut. "Wie geht es dir? Alles in Ordnung?"
"Hallo! Mir geht es gut", antwortete Albert mit klarer Stimme. Er erhob sich, stieg aus dem Sarg und bewegte versuchsweise Arme und Beine.
"Aha, du sprichst esperanto." Feli legte ihm eine Hand auf die Metallschulter. Sie fühlte sich angenehm kühl an. "Wo wirst du denn eingestellt?"
Sogleich zeigte Albert ihr sein linkes Handgelenk, in das ein winziger Computer eingebaut war. Die beiden Mädchen studierten die beleuchtete Anzeigetafel.
"Funktioniert wie ein Schulcomputer", stellte Feli zufrieden fest. Lena schaute ihr zu, wie sie unter dem Menupunkt Sprache außer Esperanto auch Deutsch und Englisch fand.
"Du kannst auch deutsch sprechen. Das finde ich gut!" rief Feli froh. " Wir lassen es aber bei Esperanto, damit dich alle verstehen. Also, ich heiße Feli."
"Hallo Feli! Was gibt es Neues?" fragte Albert und fügte hinzu: "Welcher Tag ist heute?"
"Der 13. April 2208"
Albert hielt Feli erneut sein linkes Handgelenk hin. "Stellst du das heutige Datum ein, damit ich richtig arbeiten kann?"
Während Feli seiner Bitte nachkam, wollte sie wissen: "Wer bist du, Albert?"
Stolz berichtete der Roboterjunge: "Ich bin eine KI - KI heißt künstliche Intelligenz - mit dem höchsten IQ. IQ heißt Intelligenzquotient."
"Oha!" Lena lachte breit. "Ich bin echt beeindruckt. Ich heiße Lena, meine Muttersprache ist Englisch und ich bin Felis Freundin. Sind wir Freunde?"
Daraufhin nickte Albert. "Ich gehöre Selina. Aber Selina ist sehr krank. Nach ihrem Tod gehöre ich ihrer Schwester Felicitas."
"Dann habe ich dich geerbt", sagte Feli mit gepreßter Stimme. "Was sagst du dazu, Lena?"
"Er könnte für uns die Hausaufgaben machen" schlug Lena vor und lachte.
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