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Eine Stunde war vergangen, da öffnete sich leise die Brandschutztür und Nikita huschte in den dunklen Keller hinein. Carmen
biss sich auf die Lippen. Der Junge besaß eine Taschenlampe, um seinen Weg zu finden. Warum hatte sie nicht daran gedacht? Im nächsten Moment blendete sie ein heller
Lichtstrahl. "Was machst du hier?", fuhr Nikita sie wütend an. Was sollte sie bloß sagen? Ihr war klar, die falschen Worte würden alles verderben. "Und was machst du hier?", erwiderte
sie spitz, um Zeit zu gewinnen. "Du spionierst mir nach!" "Nein, tu ich nicht. Es ist nur so, du siehst meinem Vetter Victor so ähnlich", log sie kaltblütig. Nikita lachte bitter auf. "Geht der
hier in die Schule?" "Ne. Er wohnt in Kleinklippdorf." "Und was macht er da?" "Er hat einen IQ von 130. Quizmaster will er später werden." "Schlaues Kerlchen! Sag mal, weiß noch jemand davon, dass
du hier bist?" Der blasse Junge sah sie lauernd an. "Ne", versicherte Carmen schnell. "Ich kann ein Geheimnis gut für mich behalten." "Das hoffe ich", riet Nikita ihr finster.
Ein lautes schürfendes Geräusch, das sich anhörte, als würden Steine verschoben, drang zu ihnen herüber. "Monster! Wir müssen uns verstecken!", zischte Nikita
von panischer Angst geschüttelt. Er zerrte Carmen zu einem Metallschrank, riss die beiden Türen auf und stieß das Mädchen unsanft ins Innere des leeren Schrankes. Mit einem Satz quetschte er
sich neben Carmen, wobei sein Schulrucksack sie am Knie schrammte, und zog die Türen bis zu einem schmalen Spalt zu, damit sie genügend Luft bekamen. Seine Taschenlampe hatte er ausgeknipst. Mit klopfenden Herzen hörten sie
gedämpfte raue Jungenstimmen, die sich ihrem Versteck näherten.
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