Die Katzenfrau feiert Advent

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Einmal ist der Katzenfrau etwas Gefährliches passiert

Frau Meier war erleichtert, weil der kleine Kater Mucki vom ersten Tag an gerne bei ihr wohnte. Tagsüber schlief er in seinem Körbchen oder suchte sich verborgene Plätze. Frau Meier ließ extra für ihn die Tür der Wäschekommode einen Spalt weit offen. Manchmal griff sie nach einem Handtuch in der Kommode und fühlte unerwartet etwas Warmes und Pelziges. "Ach, Mucki!" sagte sie dann überrascht. "Bist du ein Kater oder eine Pelzmütze?" Und sie lachte über den kleinen Kater, der zusammengerollt ganz hinten bei den alten Hemden lag und behaglich schlief.

Am meisten freute jedoch Frau Meier, dass Mucki ihren Kanarienvogel Bonnie in Ruhe ließ. So konnte sie - wie bisher - Bonnies Käfigtür öffnen und den Kanarienvogel eine Weile im Wohnzimmer herumfliegen lassen, ohne dass Mucki ihn jagte. Mit der Zeit gewöhnten beide Tiere sich aneinander. Mucki gehörte sozusagen der untere Teil des Wohnzimmers und Bonnie der obere Teil. "Ihr seid mir zwei Gescheite", lobte Frau Meier ihre Haustiere. "Wenn alle so wären, würde es in der Welt viel friedlicher zugehen."

Miez, Miez! Komm, Miez, Miez!

Dann kam der Tag, an dem die Weihnachtsfeier für die Angestellten der Speditionsfirma Otto Krause stattfand. Frau Meier war auch eingeladen. Sie zog ihre besten Sachen an und setzte sich ganz hinten hin, um nicht aufzufallen.

Schwungvolle Reden wurden gehalten.Es gab Kaffee und Kuchen, später belegte Brötchen und alkoholische Getränke. Die Stimmung stieg. "Wann beginnt die Weihnachtstombola?" "Ich habe extra Markstücke gesammelt." Sie sangen gefühlvoll die erste Strophe der bekannten Weihnachtslieder.

"Der Christstollen schmeckt gut."

"Diese leckeren Gutsle sind von der Sekretärin."

"Haben Sie einen Pfefferminztee?"

Gerade als Frau Meier in der hintersten Reihe sich ein wenig wohler fühlte, hörte sie plötzlich die laute Stimme ihres Chefs. "FRAU MEIER, Sie wissen ja, den kleinen Kater können Sie zurückgeben. Meine Frau vermißt ihn."

Alle starrten sie an. Frau Meier wurde rot im Gesicht. Sie zitterte vor innerer Anspannung. "Nichts da!" rief sie zurück. "Mucki hat sich gut bei mir eingelebt. Hier wird er überfahren."

"Meiner Frau ist das aber gar nicht recht", meinte Herr Krause, diesmal bedeutend leiser. Stimmen schwirrten durch den Raum. Einige lachten. Dann wandte man sich anderen Themen zu und der Kater war vergessen. Frau Meier hatte gesiegt. Als sie an diesem Abend nach Hause kam, drückte sie Mucki an sich. "Du bleibst bei mir. Und wenn der Chef noch so sehr schimpft."

Miau, miau, miau!