Home Tolli im Hexen-Internat


30. Jack

Sobald Tolli den Zauberschüler Jack auf ihrem Bildschirm erspähte, stahl sich ein vergnügtes Lächeln in ihr Gesicht. Da die Hexe Vineta zu sehr mit ihrem Unterricht beschäftigt war, um den Gesichtsausdruck der Schülerinnen zu kontrollieren, konnte Tolli entspannt den blondhaarigen Jungen betrachten, dessen breites Grinsen ihr gefiel. Was für ein lustiger Vogel auf seiner Schulter hockte! Wie das Tier wohl hieß? Anscheinend durften Zauberschüler ein Haustier mit in den Unterricht bringen. Das fand sie großartig. Und diese kreisrunden Brillengläser des Jungen, die sahen einfach witzig aus. Dazu die großen Murmelaugen! Tolli war sich sicher. Mit Jack würde sie sich gut verstehen.
Jetzt duftete es intensiv nach Primeln im Klassenzimmer, aber Tolli war abgelenkt, so dass sie vergaß mitzuraten. "Kissenprimel!", hörte sie Blondi posaunen. "Richtig", sagte die Hexe Vineta ruhig.
Während der Duft von Schnittlauch in ihre Nase stieg, erwiderte Tolli unauffällig den Blick des Zauberschülers. Rasch zwinkerte sie ihm zu, worauf Jack verlegen nach unten blickte. Plötzlich war die Flirt-Kamera ausgeschaltet. Das musste Jack gewesen sein. Vielleicht hatte sein Lehrer Verdacht geschöpft und deshalb hatte Jack die Verbindung unterbrochen.
Wahrhaftig, sie mussten sehr schnell sein, um nicht ertappt zu werden!
* * *
In der kleinen Pause knuffte Tolli ihre Nebensitzerin Belli vergnügt in die Seite und jubelte: "Dieser Jack ist echt cool!"
Krachend biss Schnippi auf ihr Hustenbonbon. "Findest du?" "Ach, er hat auch mit dir geflirtet?" Da lachte Schnippi boshaft. "Ist doch nur ein Spiel. Oder?" "Hast recht. Was reg' ich mich auf." Tolli reckte die Arme in die Höhe und gähnte betont gelangweilt.
Genervt drehte sich Holli nach ihnen um. "Seit wann tragt ihr Namensschilder?", fragte sie spitz.
"Ist doch nicht verboten!", rief Schnippi herausfordernd.
Hollis Nebensitzerin Krassi bemerkte gehässig: "Klarer Fall. Sie tragen Namensschilder, damit die Hexen wissen, wem sie die Fünf geben müssen."
Als das Gelächter verebbt war, sagte Frosti trocken: "Ihr seid bloß neidisch."
"Was? Neidisch auf solch ätzende Namensschilder?"
"Ihr wissst halt nicht, was in ist", warf Belli lässig ein. "Mein Schild steht unter Urheberrecht", fügte Tolli hinzu. Und Schnippi verdrehte die Augen zur Decke und rief: "Noch nie was von kreativer Mitarbeit gehört?"
Mit hastigen Schritten marschierte die Hexe Berberitze zur Tür herein. Sofort verstummten die Schülerinnen. Tolli seufzte. Sie hatten jetzt Giftkunde, ein Fach, das wichtig war, ihr aber durch die launische Art der Klassenlehrerin gründlich verdorben wurde.
Sie schaute auf den Bildschirm ihres Netbooks, um die Seite mit der Gifttabelle aufzurufen. Oje! Die Flirt-Kamera blinkte. Wenn die Hexe Berberitze in der Nähe war, musste Tolli höllisch aufpassen, nicht erwischt zu werden. Schnell setzte sie ihr Pokergesicht auf, bevor sie das Icon des Schulspiels anklickte.



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