Home Tolli im Hexen-Internat


29. Quentin

Als Tolli die lustige Büschelfrisur von Quentin sah, konnte sie gerade noch einen heftigen Heiterkeitsausbruch unterdrücken. Doch das Kichern blieb ihr im Hals stecken, weil die Hexe Berberitze alarmiert aufblickte und sie strafend anfunkelte. Immerhin schaffte es Tolli, die Flirt-Kamera laufen zu lassen und dabei ein neutrales Gesicht zu machen. Natürlich hätte sie lieber vorteilhaft geschaut, um Quentin zu beeindrucken, aber die Situation war viel zu gefährlich. Nachdem sie eine Weile mit dem Zauberschüler heimlich geflirtet hatte, wobei ihre Nerven äußerst angespannt waren, zog sie es vor, den Livebetrieb auszuschalten.
Später in der großen Pause zogen sich die vier Freundinnen in den stillen Winkel auf dem Schulhof zurück und redeten wild durcheinander.
"Dieser Quentin ist echt cool!", rief Frosti für ihre sonst kühle Art erstaunlich begeistert. "Und warum hat mich noch niemand kontaktiert?", beschwerte sich Schnippi gestelzt. Tolli lachte vergnügt. "Dieser Ingo ist vielleicht süß, aber viel zu jung!" Belli schaute amüsiert. "Meiner hieß Erik. Habt ihr den auch gesehen?"
Die anderen Mädchen sahen sich fragend an. "Ne!"
"Ich krieg die Krise, wenn sich nicht gleich bei mir ein Zauberschüler meldet!", ärgerte sich Schnippi. Und tatsächlich, in der folgenden Unterrichtsstunde blinkte bei ihr die Flirt-Kamara. Was sie dann live sah, entlockte ihr ein breites Grinsen, wie Tolli neugierig beobachtete.
Sie selbst musste mit einem weiteren Flirt bis zum nächsten Morgen warten. Sie hatten gerade Pflanzenkunde bei der Hexe Vineta, die wie immer nach Beginn des Unterrichts ihren blauen Kasten geöffnet hatte und die Schülerinnen raten ließ. Es duftete im Klassenzimmer wunderbar nach Rosmarin, und in diesem Moment blinkte Tollis Flirt-Kamera. Da sie sich nicht vorstellen konnte, dass die Hexe Vineta sie in Verdacht haben könnte, während des Unterrichts heimlich ein verbotenes Programm laufen zu lassen und misstrauisch ihren Bildschirm kontrollieren würde, klickte sie unbekümmert das Symbol für den Livebetrieb an. Zugegeben, es war leichtsinnig von ihr, auf diese Weise einen Schulverweis zu riskieren. Andererseits wollte sie auf das prickelnde Erlebnis, mit einem Zauberschüler zu flirten, nicht mehr verzichten.



© 2009 Helga Kochert. Alle Rechte vorbehalten / All Rights Reserved