Home Tolli im Hexen-Internat


20. Hallo Papa!

Das Mittagessen wollte den vier Freundinnen nicht so recht schmecken, denn sie sollten sich anschließend bei der Hexe Reibeisen melden, damit sie für den wöchentlichen Arbeitsdienst eingeteilt wurden. Dieser Befehl verdarb ihnen gründlich den Appetit.
Die Hexe Reibeisen zu finden, war gar nicht so einfach. Die Mädchen suchten sie in den Wirtschaftsräumen, im Büro, auf den langen Fluren, im Gemeinschaftsraum und im dunklen Keller. Nichts! Sie fragten eine ihnen unbekannte Hexe, die sie zur Köchin schickte. Die Köchin meinte, sie wäre bei der Hausmeisterin. Die Hausmeisterin sandte sie in die Wäschekammer. Dort zählte die Hexe Reibeisen eifrig Kopfkissenbezüge.
"Richtig. Eure Klassenlehrerin hat mir gesagt, dass ihr kommt. Was habt ihr nur angestellt, Mädchen?" Sie marschierten hinter der hinkenden Hexe her zum Büro zurück, wo ein giftgrünes Buch lag, in dem alle Strafarbeiten eingetragen wurden.
"Küchendienst", rasselte die Hexe herunter, "Kräutergarten, Schuhe putzen, Keller kehren, Klapperschlangen füttern, Papierkörbe leeren, Hausmüll sortieren, im Aufenthaltsraum Staub wischen, Brennholz stapeln. Na, was wollt ihr machen?" Ihre rauhe Stimme klang ein wenig mitleidig.
Tolli räusperte sich. "Den Kräutergarten."
"Und ich leere die Papierkörbe", sagte Belli schnell. "Ich auch", rief Schnippi.
Die Hexe Reibeisen schüttelte bedauernd den Kopf. "Nein, das geht nicht."
"Dann mache ich Küchendienst." Schnippi verzog das Gesicht.
"Ich kehre den Keller", erklärte sich Frosti bereit. Alle sahen sie verwundert an.
"Bist du dir da ganz sicher?", fragte die Hexe Reibeisen sie mild. Frosti nickte tapfer. "Gut. Wann habt ihr Zeit?"
"Wir haben bis sechzehn Uhr Unterricht." Tolli seufzte.
"Dann arbeitet ihr von sechzehn Uhr dreißig bis siebzehn Uhr dreißig", bestimmte die Hexe und trug die festgelegte Zeit in ihr Buch ein. Bekümmert schaute sie den vier Schülerinnen nach, die mit hängenden Schultern abzogen.
Schimpfend betraten die Freundinnen ihr Zimmer. Um alles rechtzeitig zu schaffen, mussten sie gleich mit den Hausaufgaben anfangen.
Als Tolli ihr persönliches Netbook aufgeklappt und das Betriebssystem hochgefahren hatte, rief kurz darauf ihr Vater an. Wie freute sie sich, sein ihr so vertrautes Gesicht auf dem Bildschirm zu sehen. Er saß in seinem Anwaltsbüro und nickte ihr verschmitzt zu.
"Hallo Papa!", rief Tolli fröhlich.
"Hallo Bianca! Na, willst du immer noch Hexe werden oder hast du es dir inzwischen anders überlegt?"



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