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4. Hexen macht Spaß
Mit gerunzelter Stirn starrte Tolli auf ihren Stundenplan am Bildschirm. In der letzten Stunde hatten sie das Unterrichtsfach Tiersprachen. Eine Hexe Fantastika war dafür zuständig.
Schon immer hatte Tolli sich gewünscht, mit Tieren sprechen zu können. Deshalb gefiel ihr dieses Schulfach. Aber konnte es sein, dass eine Hexe alle Tiersprachen
beherrschte? "Tiersprachen hört sich echt cool an. Aber wieso nur eine Hexe?", überlegte sie laut.
"Kommt mir auch komisch vor", murmelte Belli neben ihr. Frosti gähnte und reckte sich. "Vielleicht ein Sprachgenie."
Schnippi kicherte. "Lassen wir uns überraschen. Wahrscheinlich kann sie nur die Sprache der schwarzen Katzen."
Mit Spannung erwarteten die vier Freundinnen die sechste Schulstunde. Diesmal öffnete sich die Klassenzimmertür mit leichtem Schwung, eine schlanke Hexe im Alter von
schätzungsweise zwanzig Jahren betrat den Klassenraum, in dem es auffallend still war, denn die Hexe Berberitze hatte in den fünf Schulstunden zuvor gründliche Erziehungsarbeit geleistet.
Die Hexe Fantastika trug ein wehendes Kleid in Schwarz und Fliederfarben. Ihre halblangen Haare leuchteten hellgrün. Lässig hielt sie Ihren Flugbesen in der rechten Hand, als wäre er
ein Feenstab, in der linken schlenkerte sie eine Lacktasche. Locker begrüßte sie die Schülerinnen. "Hey! Ich bin die Hexe Fantastika und eure Tiersprachen-Lehrerin!"
Alle dreizehn Mädchen tauschten überraschte Blicke. Verglichen mit ihrer übertrieben strengen Klassenlehrerin wirkte diese junge Hexe fair und angenehm.
"Also, klappt mal die Computer zu! Zuerst wollen wir die strenge Sitzordnung ändern", bestimmte die Hexe mit einem Augenzwinkern. Sie sprach: "Zwei mal sieben Moospolster minus
vierzehn Regenwolken plus eine mittlere Dosis Glücksklee plus drei Gramm eines Regenbogens!" Und schon lagen vierzehn seidene Sitzkissen auf dem Fußboden vor dem Lehrertisch.
"Setzt euch!", forderte sie die Schülerinnen auf, die begeistert nach vorne eilten. Nachdem die Hexe Fantastika Besen und Tasche weggelegt hatte, nahm sie auf dem roten Kissen Platz. "Das Hexe Fantastika sparen wir uns. Ihr könnt mich Mary nennen", bot sie den Schülerinnen an.
Schnell setzte sich Blondi auf das gelbe Kissen neben ihr. "Muss sie sich wieder einschmeicheln", zischte Schnippi verächtlich.
Die vier Freundinnen setzten sich der Hexe gegenüber. Neugierig befühlte Tolli ihr blaues Sitzkissen. Das war das erste Kissen in ihrem Leben, dass eine Hexe vor ihren Augen gehext
hatte. Zu ihrer Verwunderung stellte sie fest, es fühlte sich wie ein ganz normales Sofakissen an.
"So, nun habe ich mich euch vorgestellt. Jetzt seid ihr an der Reihe. Wie heißt du?" Die Hexe Fantastika blickte Blondi zu ihrer Rechten an, die sogleich unterwürfig ihren Namen hauchte.
"Ein bisschen lauter", bat die Hexe unbeeindruckt. "Ich kann mir eure Namen besser merken, wenn ihr laut und deutlich sprecht."
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