Home Tolli im Hexen-Internat


53. Um Mitternacht

Kurz vor Mitternacht öffnete Tolli leise die Tür zu ihrem Viererzimmer und lauschte angestrengt, ob eine Hexe ihre späte Heimkehr bemerkt hatte. Alles blieb ruhig auf dem Flur. Erleichtert atmete sie auf. Sie hatte es geschafft!
Ihre super Besendisco, die sie so sehr genossen hatte, hatte für sie eine gefährliche Wendung genommen. Wer konnte auch ahnen, dass in dem alten Forsthaus eine garstige uralte Hexe wohnte. Einfach ihr den Besen zu stehlen und kaltblütig zu planen, ihn in der Stadt zu verkaufen!
Zum Glück war Jack so clever gewesen, den niederträchtigen Plan der Hexe zu durchschauen und sie im Hexenkreisel abzufangen. In Erinnerung an diese dramatische Szene kicherte Tolli in sich hinein.
Ihre drei Freundinnen fuhren in ihren Betten hoch. "Bist du das, Tolli?", flüsterte Schnippi besorgt. Der Kegel einer Taschenlampe huschte durch das Zimmer.
"Ja. Leise, sonst hört man uns."
"Hab ich eine Angst um dich gehabt", versicherte Belli verschlafen.
"Du hast deinen Besen wieder?", rief Frosti erstaunt aus.
"Nicht so laut!", warnte Schnippi. "Die Hexe Biskaya schleicht draußen herum."
"Hab's mir doch gedacht." Tolli gähnte herzhaft. "Meinen Besen habe ich wieder. Jack hat mir dabei geholfen. Alle Einzelheiten erzähle ich euch morgen. Jetzt bin ich einfach zu müde dazu", versprach sie ihren Freundinnen und seufzte. "Dummerweise hat meine Weste ein Loch."
"Es gibt schlimmeres", tröstete Schnippi sie. "Quentin ist cool, aber er hat nur Augen für Frosti."
"Gar nicht wahr", stritt Frosti ab. "Ich schenke ihn dir."
"Bäh, bäh!"
"Erik ist in Ordnung", berichtete Belli versonnen. Schnippi knipste ihre Taschenlampe aus. "Das war vielleicht ein Schreck, als die Hexe Klappermuhme wie aus dem Nichts hinter dir auftauchte", erinnerte sich Frosti schaudernd. "Alle sind weggeflogen, und da bin ich hinterher", gestand Belli leicht verlegen.
"Ich auch", gab Schnippi reumütig zu. "Aber unsere Besendisco war ein großer Erfolg."
"Ja! So was müssen wir öfters machen!"
"Uns aber einen anderen Platz suchen."
"Vielleicht tiefer im Wald drin."
"So schnell lassen wir uns nicht unterkriegen."
"Auf gar keinen Fall."
"Darüber reden wir morgen. Schlaft gut", murmelte Tolli. Als sie sich in ihrem Bett zurecht kuschelte, war ihr letzter Gedanke, ohne Jack hätte sie es niemals geschafft, ihren Flugbesen zurückzuerobern. Und sie freute sich darauf, den Zauberschüler wiederzusehen, allein schon sein lustiges Lachen zu hören.

- ENDE -



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