Das Brückelzwergel

Viele, viele Jahre später ...

Ein Mann in westlicher Kleidung ging auf die große Oderbrücke von Wrocław zu. Er war weit gereist und längst aus den Alter der Märchen hinaus und trotzdem klopfte sein Herz vor Erwartung.

Hier hat sich wenig verändert. Erstaunlich! Hoppla! Beinahe wäre ich über diesen losen Pflasterstein gefallen.

Kindheitserinnerungen stiegen in ihm auf, während er sich der Brücke näherte. Als kleiner Junge war er oft mit seiner Mutter und seinen Brüdern über diese Brücke gegangen.

Im letzten Kriegswinter hatten sie flüchten müssen, und dann war Breslau zu Polen geworden und hieß nun Wrocław.

Seitdem hatte kaum ein Deutscher das frühere Schlesien betreten. Aber die politischen Verhältnisse hatten sich neuerdings geändert. Polen wurde wieder von den Deutschen besucht. Und er war einer der ersten, die beruflich nach Wroclaw reisten.

Jetzt war April, die Frühlingssonne schien und es war angenehm warm. Nachdenklich blieb er vor der Brücke stehen und dachte an die vergangenen Zeiten, die in seiner Erinnerung kein bisschen verblasst waren.

Das Brückelzwergel! Ob es noch da war?

Wie hatte er sich als Kind gewünscht, das Brückelzwergel zu sehen.

Er kam sich wie ein kleiner törichter Junge vor, dennoch beschloss er, nach der Seitentreppe am Anfang der Brücke zu schauen.