Das Meerkind

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"Es öffnet sich das Südstadttor leise,

du siehst nun auf ganz besondere Weise

alte Prachtstraßen, behangen mit Tang,

gestapelte Kisten in einem Gang."

Tobi vollführte darauf einen Satz.

"Das ist doch wohl nicht Störtebekers Schatz?"

"Gesehen habe ich ihn niemals dort.

Doch möglich ist alles", fuhr Maren fort.

"Durch hohe, schaumweiße Marmorhallen

schweben lautlos scheue Feuerquallen.

All die verspielten Seehunde warten

nur auf dich im Korallenmoosgarten.

Auf dem Marktplatz verrottet mancher Stand,

silbernes Tafelgeschirr liegt im Sand,

in den Hausruinen schwimmen Fische,

vom Gerichtssaal stehen noch die Tische.

Bei jedem sich nahenden Ostseesturm

läuten die Glocken im Summton vom Turm.

Das allerschönste sind die Paläste.

Einsiedlerkrebse kommen als Gäste,

auch Muscheln und Krabben finden sich ein.

Seesterne ruhen auf Felsengestein."

"Wie schön", Julia begeistert sagte.

Wenn ihr auch Nässe gar nicht behagte,

hätte sie sehr viel darum gegeben,

die Unterwasserwelt zu erleben.