72. Sergej ist verzweifelt
Als Sergej über eine Stunde vergeblich nach Duro gesucht hatte, setzte er sich auf einen Steinhaufen und stützte den Kopf in die Hände. Was war er doch für ein Dummkopf! Dieser durchtriebene Duro wohnte
überhaupt nicht in der Milchstraße, sondern hatte die ganze Zeit geplant, ihn in die Verbotene Zone zu locken und bei der erstbesten günstigen Gelegenheit fortzulaufen.
Das Schlimme war, es war völlig aussichtslos, nach einem mageren Jungen in einem zerschlissenen Umhang mit Kapuze zu suchen, weil hier alle Kinder in Duros Alter ähnlich aussahen. Und wehe, er wagte es,
ein Kind anzusprechen! Dann würden die Erwachsenen über ihn herfallen. Nein, das konnte er vergessen. Außerdem lautete das ungeschriebenes Gesetz der Verbotenen Zone: frage nie nach jemanden.
Hätte er bloß nicht auf Duro gehört! Doch nun war es zu spät. Was sollte er seinem Bruder sagen? Dass er so leichtsinnig war, Duro in die Verbotene Zone mitzunehmen und dann von dem Jungen ausgetrickst worden war? Allein
der Gedanke war ihm zuwider. Was hätte er darum gegeben, die Zeit um einen Tag zurückstellen zu können! Dann wäre das mit Duro noch nicht passiert und er könnte mit einem guten Gewissen seinen Freunden gegenübertreten.
Seine Zerknirschung wollte nicht enden. Duro war zwar ein kleiner Gauner, hatte ihm aber vertraut. Durch seine Schuld würde der Junge ein Straßenkind der Verbotenen Zone werden.
Während Sergej in sich zusammengesunken auf dem Steinhaufen saß und vor sich hin grübelte, fiel sein Blick plötzlich auf einen schmalen Pfad zwischen den Trümmern. Diesen Weg kannte er doch! Er sprang auf die
Füße und folgte dem Trampelpfad , der sich zwischen kniehohem Gestrüpp entlangwand und vor einem Kellerloch endete. Ein Ruck ging durch Sergej.
Seine Aufmerksamkeit galt einem halb verfallenem Gang, der durch ein großes schwarzes M gekennzeichnet war. Ohne nach rechts oder links zu schauen, strebte er wie ein Schlafwandler unaufhaltsam diesem seltsamen verborgenen Gang zu.
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