18. Milchstraße 14
Albert hatte die Mädchen gut darauf vorbereitet, was sie in der Verbotenen Zone erwarten würde. Er hatte gesagt: "Die Verbotene Zone wurde vor einem
Jahr gesperrt, nachdem dort ein verheerender Krieg gewütet hatte. Fernraketenbeschuß hat die meisten Gebäude und öffentlichen Einrichtungen zerstört,
die Wasser- und Energieversorgung brach zusammen, der Atmosphärengürtel wurde stellenweise beschädigt, so dass der Luftdruck gefährlich absank. Daraufhin
hat die Regierung alle Einwohner evakuiert und das gesamte Gebiet für unbewohnbar erklärt. Heute ist die Verbotene Zone der geheime Unterschlupf von Terroristen,
Verbrechern und Staatenlosen und zu einer Art Niemandsland geworden. Schlepperbanden wittern ein Geschäft. Sie schleusen unerwünschte Neubürger ein und
lassen sich ihre Dienste hoch bezahlen. Das Gebiet der Verbotenen Zone ist identisch mit dem Kleinkrater Saint-Exupérie, der einen Durchmesser von fast 50 km hat.
Die Hauptstadt der Verbotenen Zone heißt Tanevi. Tanevi war eine bedeutende Universitäts- und Industriestadt mit ausgedehnten Handelsbeziehungen nach den
wichtigsten Raumbasen."
Trotzdem wirkte das Betreten der Verbotenen Zone wie ein Schock auf Feli und Lena. Nie hätten sie geglaubt, dass es solch ein verwahrlostes Ruinengebiet und
solch menschliches Elend ganz in der Nähe ihrer Schule geben würde.
Die Gehwege glichen Schutthalden. Alle Straßen lagen fast im Dunkeln und sahen mit ihren zerstörten Häusern wie die düstere Filmkulisse eines Gruselfilms aus.
Die tristen Ruinen schienen heimlich bewohnt zu sein. Kein fröhliches Lachen war zu hören. Nur Schlurfen, Schimpfen, Spucken, Husten und Gemurmel. Selbst die
Katze, die auf einer Mauer saß und sie neugierig anfunkelte, wirkte heimtückisch. Jetzt verstanden sie, warum Aleks den Wolf Pax besaß. Das mutige Tier beschützte
ihn vor möglichen Angreifern.
Benommen stolperten die Mädchen durch einen efeuumrankten Torbogen und bogen in eine stille Nebenstraße ein.
"Wo sind wir?" hörten sie Albert fragen. "In Padena. Das ist ein Vorort von Tanevi. Ich wohne in der Milchstraße 14 und will euch meiner Mutter vorstellen," sagte Aleks
munter. "Hier entlang. Seht ihr, dort ist die Nummer 14."
Er sprang vor ihnen in das offene Kellerloch einer Doppelhausruine. Albert sprang ebenfalls. Feli und Lena zögerten, dann sprangen auch sie hinterher. Das war der
Zugang zu einer Wohnung im Untergeschoß. Die Tür öffnete sich. Eine einfach, aber sorgfältig gekleidete, freundlich lächelnde Frau begrüßte sie mit den Worten: "Da
seid ihr ja, Kinder! Oh, wie freue ich mich, die Freunde meines Sohnes Aleks kennenzulernen. Aleks hat mir erzählt, er darf nachts an eurem Computer lernen. Er ist so ein kluger Junge, und ich
danke euch von ganzem Herzen für eure Hilfe."
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